
Das malerische Dorf Dřewtschitz (tschechisch: Dřevčice), im Herzen des Naturschutzgebiets Kokořínsko gelegen, ist ein Ort mit tiefer historischer Verwurzelung und gut erhaltenem Kulturerbe. Die Gegend war über Jahrhunderte ein Grenzraum zwischen tschechischem und deutschem Kulturraum – das zeigen nicht nur die Ortsgeschichte, sondern auch die Inschriften auf alten Grabsteinen wie Gürtler oder Böhm (Böhm).
⛪ Kirche des Heiligen Bartholomäus
Die romanische Kirche des Hl. Bartholomäus wurde bereits im 11. oder 12. Jahrhundert errichtet und 1384 erstmals urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach erweitert – unter anderem im gotischen und barocken Stil. In ihrem Inneren befinden sich Grabplatten der Herren Karl und Hynek Vrábský von Vrábí aus den Jahren 1570 und 1594.
Ursprünglich befanden sich unter dem Altar Gewölbegräber mit aufwendig verzierten Zinnsärgen, die jedoch um 1860 bei einer unsachgemäßen Renovierung geplündert wurden – ein Ereignis, das in der Gemeinde für Entrüstung sorgte.

🏡 Barocke Bauernhöfe und Portalarchitektur
Nach der Auflösung des feudalen Meierhofes im 18. Jahrhundert wurden Teile der Gebäude verkauft und in Bauernhöfe umgewandelt. Besonders auffällig sind die erhaltenen barocken Portale aus dem Jahr 1776, die den Eingangsbereichen dieser ehemaligen Wirtschaftshöfe ein monumentales Gepräge geben. Sie sind charakteristisch für die ländliche Architektur der böhmischen Barockzeit.
⚰️ Friedhof und deutsche Spuren
Der ursprüngliche Kirchhof wurde 1856 geschlossen. Der neue Friedhof befindet sich etwas außerhalb des Ortes und wurde 1824 angelegt. Dort finden sich alte Grabsteine mit deutschsprachigen Inschriften, darunter die Familiennamen Gürtler und Böhm – Beleg für die einstige Präsenz der deutschsprachigen Bevölkerung in dieser Region Böhmens. Die Umlaute („ü“ und „ö“) in den Namen sind typisch für die deutsche Schreibweise.
🏯 Die alte Feste – ein Zeuge vergangener Zeiten
Am Nordrand des Dorfes, oberhalb eines Teichs, stehen die Reste einer mittelalterlichen Wasserburg, die ursprünglich im 14. Jahrhundert vom Prager Bischof errichtet wurde. Nach ihrer Zerstörung während der Hussitenkriege wurde sie im 17. Jahrhundert im Renaissance-Stil wiederaufgebaut und später in eine barocke Kornkammer (heute: „Sýpka“) umgewandelt. Sie befindet sich heute in Privatbesitz, ist aber für kulturelle Veranstaltungen öffentlich zugänglich.
🔔 Weitere Denkmäler
Zum kulturellen Erbe von Dřewtschitz gehören zudem eine barocke Glockenturmkapelle aus dem Jahr 1695, mehrere Kapellen entlang der historischen Pilgerstraße von Prag nach Stará Boleslav sowie eine Reihe sandsteinerner Wegkreuze aus dem 18. und 19. Jahrhundert.