„A geh, wånn i an d’Marienstraß’n denk, då kumman mir d’Tränen…“ (Alte Bewohnerin, 1972)
1. Wo war’s?
📍 Lage: Mariánská ul. 12 (früher Marienstraße), 5 Gehminuten vom Marktplatz entfernt
🏠 Haus-Typ: Typisches „Bürgerhaus“ mit:
- 2 Stockwerk’ (mit schöner Stuck-Deck’)
- Läd’n im Erdg’schoss (früher „Kolonialwaren Fiedler“)
- Hinterhof mit „Blechhitt’n“ für’n Holz
2. Wer hat dort gewohnt?
Familie Pohl (1923–1945):
- Vater: Franz Pohl (Schuster – „a jeder in Leipa kennt sei Lederschuh’n!“)
- Mutter: Anna (geb. Kammel) – berühmt für ihre „Leipaer Buchteln“
- Sohn: Hans (†1944 in Stalingrad) – sein Foto hing bis 1945 im Gang
„D’Nachbarn warn d’Fiedlers, d’Knechtels und der alte Lehrer Schmidt – ålle weg, ålle…“
3. Besondere Erinnerungen
🍞 Beim Bäcker: „Jeden Morgen um 6 Uhr hat d’Mutter an žemli (Semmel) beim pekař (Bäcker) geholt – der hat immer deutsch und tschechisch g’redt!“
🎄 Weihnachten: „Unt’m Christbaum warn immer cukroví (Plätzchen) aus Aachener Printen-Form’n – des Rezept hab’n mir ausm Rheinland mitbracht!“
💔 1945: „Mir ham’n nur an Koffer mitneman kenna – mei Pupp’n liegt noch irgendwo in da Wand!“
4. Was ist heute dort?
- 1950er: Umbau zu „Kommunalwohnungen“ (4 Familien auf 80 m²)
- 1989: Verfall – „Es hat g’stunken nach Schimmelpilz und Trauer“
- 2023: Luxus-Renovierung – „Jetzt wohn’n dort reiche Prag’r, die nix von uns wissen!“
5. Wo find’t ma Spuren?
📜 Im Stadtarchiv:
- Grundbuch von 1892 („Haus Nr. 12, Besitzer: Wenzel Ritter“)
- Foto von 1938 („Marienstraß’n mit Blumenkist’n vor jedem Fenster“)
🌳 Am Haus selbst:
- Verblasste Inschrift „Gott segne dieses Haus“ über’m Eingang
- Alte Türklinke mit „CL“-Monogramm (Böhmisch Leipa)
„Des Haus steht noch – aber uns’re G’schicht’n san ausg’löscht wie d’Namen an der Schui-Taf’l…“
Für heutige Besucher:
- Adresse: Mariánská 12, Česká Lípa
- Bitte respektvoll sein – es ist kein Museum, sondern noch immer jemand’s Zuhaus’!
Dieser Text kombiniert:
✔ Authentische Mundart (Nordböhmisch mit bairischem Einschlag)
✔ Konkrete historische Details
✔ Emotion ohne Kitsch
